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12. August 2008

Cashcow Qashqai

Nissan | 0 Kommentare

NISSAN Qashqai 2.0 dCi 4×4 tekna Der Qashqai wird zur Cashcow Die vor allem von grüner Seite befeindeten und als Stadtpanzer verschrieenen SUV stehen nach wie vor hoch in der Käufergunst. Aber das Interesse verlagert sich in Richtung kompaktere und sparsamere Fahrzeuge. Der Nissan Qashqai ist ein typischer Vertreter dieser neuen Sorte SUV und hat […]

NISSAN Qashqai 2.0 dCi 4×4 tekna

Der Qashqai wird zur Cashcow

Die vor allem von grüner Seite befeindeten und als Stadtpanzer verschrieenen SUV stehen nach wie vor hoch in der Käufergunst. Aber das Interesse verlagert sich in Richtung kompaktere und sparsamere Fahrzeuge. Der Nissan Qashqai ist ein typischer Vertreter dieser neuen Sorte SUV und hat sich zur Cashcow entwickelt.

Der kaum aussprechbare Name des Nissan Qashqai dürfte wohl kaum der Grund sein für den grossen Verkaufserfolg. Produziert wird der als Fronttriebler und Allradler in vier Motorvarianten und drei Ausstattungslinien erhältliche Fünftürer im britischen Nissanwerk in Sunderland. Seit der Markteinführung hat Nissan bereits rund 60'000 Bestellungen erhalten und bis Ende April rund 23'500 Einheiten an Kunden in Europa ausgeliefert.

Die elegant-sportliche Linie macht den Qashqai zum Verkaufserfolg, oder als Ableitung des eigenartigen Namens, zur Cashcow von Nissan.

Der kompakte SUV, den Nissan selber lieber als Crossover bezeichnet, hat Bestnoten im Euro-NCAP-Crashtest erhalten: 5 Sterne und Rekordpunktzahl für den Insassenschutz: 36,83 von möglichen 37 Punkten. Auch bei andern Sicherheitskriterien erreichte der Qashqai Höchstzahlen. Der empfindlichste Körperteil des Schweizers ist aber immer noch das Portemonnaie: Dass der Einstiegs-Qashqai schon für Fr. 28'750 zu haben ist (1600er mit 115 PS), dürfte manchem Unschlüssigen eine Entscheidungshilfe sein.

Unser Testwagen figuriert auf der andern Seite der Preisliste: Das Topmodell <tekna>, mit dem von Renault stammenden 2-Liter Commonrail-Direkteinspritzer-Diesel (150 PS, 320 Nm/2000), kostet mit dem Allradantrieb ab Fr. 40'050. Mit dem 6-Stufenautomaten, der schwarzen Metallic-Lackierung, Executive und Premium Pack sind dann Fr. 48'600 hinzublättern. Da ist nun aber wirklich praktisch alles und jedes dabei, vom gekühlten Handschuhfach bis zur Rückfahrkamera mit Farbbildschirm.

Lenkrad und Mittelkonsole weisen eine Vielzahl von Knöpchen und Schalterchen auf, deren Sinn und Bedienung man teilweise erst mühsam in der Bedienungsanleitung erforschen muss.

An Benzinern ist ausser dem genannten 1600er mit 115 PS auch ein 2-Liter mit 141 PS erhältlich und bei den Dieseln gibt es ausser unserem 2-Liter-Testmotor auch einen 1500er dCi mit 103 oder 106 PS (Leistung gemäss Nissan noch nicht genau bekannt). Je nach Modell ist ausser dem üblichen 6-Gang-Automaten auch ein CVT-Getriebe erhältlich, das auch eine manuelle 6-Gang-Schaltfunktion aufweist (beide Getriebe je Fr. 2'300)
Dass der Dieselpartikelfilter nur beim 2-Liter serienmässig ist, beim 1500er aber happige 1000 Franken Aufpreis kostet, passt allerdings gar nicht in die heutige umweltbewusste Zeit.

Obwohl der Qashqai nur 4,32 m lang ist, ist er über 1,78 m breit und 1,61 hoch. Trotzdem wirkt er auf den Betrachter nicht viereckig. Sein Leergewicht ist mit 1700 Kg relativ hoch. Die Zuladung beträgt gerade mal 385 Kg, was die Praxistauglichkeit für einen 5-Plätzer mit 410, resp. 1513 Liter Gepäckraum schon wesentlich einschränkt.
Der Qashqai (was für ein absonderlicher Name!) bietet innen aber viel Raumgefühl, auch der Kofferraum wirkt eigentlich gross. Das Ladegut muss allerdings über eine doch relativ hohe Ladekante gehoben werden.

Der Laderaum kann durch Umlegen der Rücksitzlehnen auf 1513 Liter vergrössert werden.

Auf dem ehemals Zündschlüssel genannten Kästchen drückt man noch den Öffnen-Knopf, um dieses Kästchen dann wieder in der Tasche verschwinden zu lassen. Zum Starten des Motors braucht man nichts dergleichen. Fussbremse drücken und Drehschalter drehen, Motor läuft. Beim Verlassen des Autos Drehschalter nach links, aussteigen, Knopfdruck um Auto zu verschliessen. Fertig. Praktisch.

Die Ledersitze wirken edel, das Ambiente im Fahrzeuginnern wirkt sportlich elegant. Allerdings müssen die Sitze von Hand verstellt werden und es ist generell etwas viel Hartplastik zu sehen. Die wichtigen Bedienelemente und Armaturen sind gut auffindbar und leicht zu bedienen. In der Mittelkonsole und am Lenkrad gibt es aber eine fast unübersehbare Anzahl an Knöpfchen und Schalterchen, deren Sinn sich einem erst nach eingehendem Studium der Betriebsanleitung eröffnet – oder einer ausführlichen Schulung durch den Verkäufer.

Der Motor ist gut als Diesel identifizierbar, wird aber nach kurzer Laufzeit ruhiger und im Fahrzeuginnern ist eh kaum auszumachen, wer da an der Arbeit ist. Da er kaum eine Anfahrschwäche aufweist, wirkt er auch beim Anfahren spritzig. Trotz 320 Nm Drehmoment und 150 PS benötigt der Qashqai 12 Sekunden für den Standard-Spurt und die 185 Km/h Höchstgeschwindigkeit verweisen ihn in Deutschland auf die rechte Spur.

Der Qashqai hat eine sportlich wirkende Seitenlinie, die weniger an einen SUV als einen Kombi erinnert und deshalb von Nissan Crossover genannt wird. – Die bullige Front ist aber typisch SUV.

Die 17-Zöller (215/60) drehten auch nach tagelangem Stehen immer rund, vermittelten aber mit dem eher harten Fahrwerk einen "sportlichen" Eindruck, der möglicherweise gewollt ist. Aber bekanntlich sind längere Fahrstrecken in einem eher hart abgestimmten Auto besser auszuhalten.

Nur bedingt sparsam
Gemäss Nissan würde der handgeschaltete Qashqai 6,9 Liter Diesel verbrauchen (184 g CO2), unser Testwagen mit Automatik dagegen 13% mehr, 7,8 Liter (208 g CO2).
Unsere Testverbräuche lagen darüber: 8,1 Liter für 1'200 Km Langstrecken, 8,3 Liter bei Autobahnfahrt und 9,1 Liter bei gemischter Fahrweise mit viel Kurzstrecken. Nissan selber nennt für Innerstädtisch sogar einen Verbrauch von 10,1 Litern! Da lassen dann wahrscheinlich schon die 2085 Kg Gesamtgewicht grüssen.

Wirkt auch von hinten nicht wie ein Stadtpanzer.

Zusammenfassung
Kompakter und ansehnlicher, sogar eleganter, SUV / Crossover, der genau im Zeittrend liegt. Ausserordentlich hohe Sicherheit (höchste je vergebene Punktzahl), sehr gute Ausrüstung, von Sicherheit bis Komfort. Vielleicht liegt mit der Zeit auch mal noch eine elektrische Sitzverstellung drin.
Bei tiefer Drehzahl genügende Spritzigkeit, relativ elastisch (Beschleunigen aus tiefer Geschwindigkeit).
Der Kofferraum ist genügend gross (410 / 1513 Liter), aber mit relativ hoher Ladekante. Ein eher hart abgestimmtes Fahrwerk und komfortable Sitze (Leder) ermöglichen ermüdungsfreies Fahren.
Der Gesamttestverbrauch von 8,37 Liter liegt einen halben Liter über der Werksangabe, die mit 7.8 Liter auch schon nicht gerade tief ist. Der CO2-Ausstoss dürfte also auch einiges über den offiziellen 208 g/km liegen und der eher schlechte Energieeffizienz-Wert D kommt nicht von ungefähr.
Die drei Jahre Neuwagengarantie (bis 100'000 Km) können für Fr. 495, resp. Fr. 840 um ein viertes und fünftes Jahr verlängert werden (bis 120'000 / 150'000 Km). Die Mobilitätsgarantie gilt für die ersten drei Jahre, ebenso wie die Lackgarantie.

Nun, was will man lange an einem Erfolgsmodell herumkritisieren. Der Qashqai verkauft sich wie frische Semmeln und ist für Nissan eine echte Cashcow.
In Kürze folgt übrigens der Qashqai 2, eine um 2 Sitze zum 7-Plätzer verlängerte Version.

Heiny Volkart

Heiny Volkart ist Presseverantwortlicher des Schweiz. Fahrzeugflottenbesitzerverbandes sffv und betreibt Fleet-Consulting und das Pressebüro VOLKARTpress in Aarburg.